Tja, was ist los im Segment der US-Hausbaufirmen? Eigentlich nichts anderes als das, was seit einiger Zeit abzusehen war. Nachdem die amerikanischen Hypothekenzinsen im Gefolge der Treasury Bonds deutlich gestiegen sind, brechen die Nettoneuaufträge unter Hausbauern ein, Gewinnschätzungen der Analysten zum 2. Quartal werden teils weit verfehlt und der entsprechende Subindex befindet sich auf Talfahrt. Wie verträgt sich das mit den Debatten über eine nachhaltige Erholung an den US-Häusermärkten? Mein Fazit: überhaupt nicht. 

Dass die steigenden Hypothekenzinsen in den Vereinigten Staaten negative Auswirkungen auf das Kaufverhalten unter Joe Sixpack Investoren haben würden, war mehr als absehbar. Nachdem die 30-jährigen Hypothekenzinsen vor zwei Wochen ein neues Zwischenhoch bei 4,51% erklommen, kam es in der letzten Woche zu einem leichten Rücksetzer auf 4,31%, wie Freddie Mac mitteilte. Zwar ließ man bei der US-Notenbank Federal Reserve zuletzt durchblicken, die Leitzinsen in absehbarer Zeit nicht anzuheben.

Doch das tut dem an den Staatsanleihemärkten zu beobachtenden Anstieg der Realzinsen keinen Abbruch. Diese Entwicklung wirkt sich natürlich auch auf die Hypothekenzinsen aus, die im Windschatten der Treasury Bonds nach oben klettern. Obwohl das Geschehen an den amerikanischen Immobilienmärkten seit rund eineinhalb Jahren durch so genannte Cash Buyer (große Investorengruppen, die wie eine Art Auffanggesellschaft fungieren) bestimmt wird, haben die rekordniedrigen Hypothekenzinsen mit zum Anstieg der Häuserpreise in den letzten beiden Jahren beigetragen.

Oft liest man über knappe Bestände an den Immobilienmärkten, doch wie ich Ihnen in zig vorherigen Berichten zu den Häusermärkten darlegte, sitzen die beiden Hypothekenagenturen Fannie Mae und Freddie Mac auf riesigen Häuserbeständen, die sie bereits seit einiger Zeit zurückhalten. Auf diese Weise wird das Bild einer Bestandsknappheit an den Häusermärkten vermittelt, die es in der Realität nicht gibt. Hinzu kommt, dass sich die Zwangsversteigerungspipeline wieder füllt, nachdem es zur juristischen Beilegung des so genannten Robo-signer Skandals gekommen ist.

 

In der letzten Woche teilte die US-Regierung mit, dass die Verkäufe neuer Häuser im Monat Mai auf saisonbereinigter und annualisierter Basis um 8,3% auf 497.000 Einheiten gestiegen sind – der höchsten Rate seit Mai 2008. Trotz allem tun Sie mir bitte den Gefallen und setzen diese Daten immer in ihren historischen Kontext. Um Ihnen auf die Sprünge zu helfen möchte ich Ihnen zu diesen Daten den folgenden Chart der Fed of St. Louis präsentieren:

So, und jetzt befinden Sie selbst darüber, ob diese Meldung tatsächlich den Bohai wert ist, der an den Finanzmärkten darum gemacht wurde. 

 

Dass an den amerikanischen Häusermärkten irgendetwas im Busch zu sein scheint, lässt sich recht gut an der Performance der US-Hausbaufirmen ablesen. Die beiden Hausbauer Pulte Group und D.R. Horton bekamen in den vergangenen Woche richtig auf die Mütze, nachdem das Management von Pulte die Gewinnschätzungen der Analysten für das 2. Quartal deutlich verfehlte. Als Schock erwiesen sich vor allem die neu eingehenden Nettoaufträge, die weit unter den Konsensprognosen lagen. Die Aktie von D.R. Horton geriet noch weitaus stärker unter die Räder, nachdem die Firma mitteilte, dass die gestiegenen Hypothekenzinsen sich äußerst negativ auf die eigenen Absätze ausgewirkt hätten.

US-Hausbauer wie Pulte Group, Ryland Group und D.R. Horton kamen in der letzten Woche deutlich unter die Räder. Die Divergenz zum Verlauf des S&P 500 Index ist kaum zu übersehen.

 

Nun, so hat sich meine vor einigen Wochen angestellte Vermutung, dass die steigenden Hypothekenzinsen Gift für die Häusermärkte sein werden, bewahrheitet, weshalb es klug wäre, den gesamten Sektor weiter zu beobachten. Überhaupt ist die laufende Berichtssaison bislang ziemlich mies, aber auch darauf hatte ich Sie schon zur Jahreswende eingestimmt. Es war meine Ansicht, dass die meisten US-Unternehmen den Zenit in ihrem Gewinnzyklus bereits überschritten haben.

Nachdem der Dow Jones U.S. Home Builder Index(Chartverlauf bis Freitag, 26.07.2013) aus einem Bearish Rising Wedge nach unten ausgebrochen ist, haben die Hausbauaktien weitere wichtige Unterstützungen wie das Messer durch die Butter zerschlagen. Der Kurseinbruch belief sich in der letzten Woche in der Spitze bereits auf 20% vom letzten Hoch. Wie verträgt sich das mit den zurzeit vorherrschenden Debatten über eine nachhaltige Erholung an den Immobilienmärkten?

 

Die vermeldeten Zahlen aus dem 1. Halbjahr 2013 lassen sich durchaus in diese Richtung interpretieren. Interessant ist, dass Großkonzerne wie Caterpillar nicht nur mit schlechten Zahlen daherkommen, sondern auch noch ihren Ausblick senken. Diese Prognosesenkungen lesen sich eigentlich schon wie versteckte Gewinnwarnungen. In Deutschland wäre BASF ein gutes Beispiel für diese Entwicklung. Wie verträgt sich das mit dem in den MSM vermittelten Bild eines bevorstehenden und selbst tragenden Aufschwungs in den USA? Es lässt sich eben durch Automatisierung, Technologisierung, Kostenreduzierungsprogramme, Lohnkürzungen und Entlassungen nichts mehr herausquetschen.

 

Die schleppende Weltkonjunktur packt den Deckel oben drauf. Dass im Sektor der Hausbaufirmen etwas im Busch zu sein scheint, ließ sich unter anderem auch an dem in den letzten Wochen signifikant gesunkenen Bauholzpreis ablesen. Auch diesen Chart hatte ich Ihnen in meinen letzten beiden Berichten zu den amerikanischen Häusermärkten jeweils präsentiert. Tun Sie sich selbst den Gefallen, indem Sie die zu den US-Immobilienmärkten gemeldeten Daten auf Herz und Nieren prüfen, bevor Sie sich durch oberflächlich verfasste Berichte in manchen MSM blenden zu lassen, um am Ende auch noch dem falschen Glauben aufzusitzen, dass wir gerade einen neuen Boom durchleben – davon sind wir nämlich genauso weit entfernt wie die Erde vom Mars.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"